Nachhaltig Bauen
Das letzte Jahrhundert hat uns mit einer reichhaltigen Palette an billigen künstlichen Baustoffen beschert.
Doch sind sie noch zeitgemäß und ihr Einsatz noch angemessen? Und wie teuer kommen uns diese?
Sie werden meist unter sehr hohem Energie und Technologieaufwand an weit entfernten und zumeist gigantischen Produktionsstandorten hergestellt, haben oft einen ungünstigen Einfluss auf unsere Gesundheit und sind selten schadfrei zu entsorgen.
Eine wirklich angemessene Wahl für nachhaltiges Bauen wird am ehesten durch eine Entscheidung für Baustoffe aus möglichst regionalen, natürlichen und noch besser nachwachsenden Rohstoffen getroffen.
DEN nachhaltigen Baustoff gibt es nicht immer und überall.
… es kommt darauf an, die Kriterien Ökologie, Soziales und Ökonomie unter Berücksichtigung der örtlichen Gegebenheiten in ein Gleichgewicht zu bringen.
ÖkologieUmweltverschmutzungen und geringer werdende Biodiversität, wachsende soziale Ungerechtigkeiten und steigende Ausbeutung, schwindende Ressourcen und Rohstoffverknappung, eine kaum noch menschgemäße Arbeitswelt, eine nicht mehr nachvollziehbare Gobalisierung zeigen in aller Deutlichkeit sowohl die Konsequenzen als auch die Grenzen unseres derzeitigen Wirtschaftens auf. ÖkonomieNachhaltiges Bauen erfordert Weitblick jenseits des Zeitgeschmacks: von der Planung, über die Auswahl der Baustoffe, die Nutzung auch durch zukünftige Generationen bis hin zur eventuellen Entsorgung. Die Kosten für natürliche Baustoffe aus der Region sind vergleichbar mit qualitativ gleichwertigen Industriebaustoffen und bieten mehr Möglichkeiten zu kostensparender Selbstbeteiligung. Die regionale Produktion und Verarbeitung von nachhaltigen Baustoffen verlangt weniger Kapitaleinsatz und bietet mehr Arbeitsplätze. Durch den Einsatz lokaler Betriebe entstehen nachvollziehbare Wirtschaftskreisläufe und die Wertschöpfung verbleibt in der Region.SozialesWir wissen heute kaum noch wo und unter welchen Bedingungen unsere Konsum-und Verbrauchsgüter und damit auch Baustoffe hergestellt werde. Arbeitsbedingungen und – zusammenhänge von lokal produzierten Baustoffen sind für den Käufer eher nachvollziehbar und überschaubar.
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ProduktionDer Produktionsprozess eines Baustoffs beginnt bei der Rohstoffgewinnung mit oft zerstörerischen Eingriffen in die Landschaft. Eine „Veredelung“ bedeutet meist einen hohen Primärenergieeinsatz und weitere oft hochgiftige Abfälle. Natürliche und naturbelassene Baustoffe sind im Vergleich zu Industriebaustoffen deutlich ökologischer.TransportIm Zeitalter der Globalisierung werden auch Baustoffe von der Rohstoffgewinnung über Weiterverarbeitung bis hin zur Baustelle oft von einem Kontinent zum anderen transportiert. Flächenversiegelung, Abgase, Lärm, schwindende Naturräume sowie Schiffs- und LKW-Unfälle belasten das Ökosystem Erde und ihre Bewohner. Naturbaustoffe wie z.B. Lehm, Holz und Stroh sind regional verfügbar und tragen damit zur Verringerung der Umweltbelastung bei.NutzungDie Anzahl der Erkrankungen durch Umweltgifte nimmt seit Jahren zu. Gerade in unseren „eigenen vier Wänden“ haben wir direkten Einfluss auf den Einsatz der Baustoffe und können durch eine Entscheidung für natürliche und naturbelassene Baustoffe uns und unserer Umwelt weitere Schadstoffe ersparen. Während heute Baustoffe zur Erreichung ihrer gewünschten Eigenschaften häufig mit vielerlei schädlichen und oft toxischen Substanzen, welche über Jahre hinweg an die Umwelt abgegeben werden, versetzt werden, verhalten sich natürliche Baustoffe neutral bis gesundheitsförderlich.EntsorgungDie Entsorgung von industriellen Baustoffen ist enorm belastend. Vieles ist Sondermüll, nicht wieder verwertbar und nicht biologisch abbaubar. Nachhaltige Baustoffe sind im besten Falle direkt vor Ort und als Baustoff wiederverwendbar, zumindest weiter verwertbar und vollständig biologisch abbaubar. |
Geschichte
Vorgeschichte
Ursprünglich wurden Strohballen lasttragend ähnlich wie Mauersteine verwendet.
Die Geschichte des Bauens mit Strohballen beginnt bereits gegen Ende des 19.Jahrhunders in Nebraska/USA, wo heute über 100 Jahre alte Strohballenhäuser stehen. Um das Jahr 1880 sind die frühesten Gebäude aus Stroh bzw. Heu und Lehm dokumentiert. Zunächst als schnell, einfach und sehr kostengünstig mir dem anfallenden Stroh zu errichtende provisorische Gebäude gedacht, erwiesen diese sich, wenn gut mit Lehm verputzt, als haltbar, gut dämmend und komfortabel. Reparaturen an Häusern aus dieser Zeit haben gezeigt, daß die Strohballen noch in einwandfreiem Zustand sind.
Auch in Frankreich und den Niederlanden gibt es Strohballenhäuser, die inzwischen über 80 Jahre alt sind und immer noch als Wohnhäuser genutzt werden. Als „arme-Leute-Baustoff“ angesehen, ereilte Stroh als Baustoff aufgrund der aufkommenden „modernen“ industriell hergestellten Baustoffe das gleiche Schicksal wie Lehm und geriet in Vergessenheit.
Baustoff der Zukunft
Inzwischen findet auf Grund des großen Interesses an nachhaltigem Bauen eine Renaissance des Strohbaus statt und eine starke Selbstbaubewegung hat das Bauen mit Strohballen wiederbelebt.
Zuerst in den späten 70´ern in den USA und Ende der 90´er dann auch in Europa, wo inzwischen geschätzte über 5000 bis 6000 strohgedämmte Gebäude errichtet wurden. Auch im Deutschland hat die Strohbauweise in den letzten 10 Jahren unter Beachtung der hier geltenden strengen Bauvorschriften erhebliche Fortschritte gemacht. Inzwischen sind hier mehrere Hundert strohgedämmte Gebäude gebaut worden, mit dem Ziel, dass es in den nächsten Jahren deutlich mehr werden sollen. Und die Nachfrage und das Interesse steigen stetig.
Da strohgedämmte Gebäude selbst starke Erdbeben unbeschadet überstehen, kostengünstig sind und Stroh als Rohstoff fast überall auf der Welt zu Verfügung steht, sowie die Strohbauweise ideal für nachbarschaftlichen Selbstbau ist, gibt es ein riesiges Potential gerade in strukturschwachen oder sogenannten Entwicklungsländern und Wiederaufbaugebieten nach Naturkatastrophen oder Kriegen.
Material
Rohstoff Stroh - gesund und jährlich nachwachsend vom Acker nebenan
Ein fast überall und in ausreichender Menge verfügbarer, naturbelassener sowie nachhaltiger Rohstoff zur Herstellung von Baustoffen ist Stroh.
Wer kennt sie nicht: goldfarbene, duftende und wogende Getreidefelder in der Sommersonne.
Getreide wird praktisch überall auf der Welt angebaut und damit steht Stroh fast allen Menschen als kostengünstiges Produkt zur Verfügung. Stroh wird seit Jahrtausenden in verschiedenen Formen beim Hausbau verwendet, zumeist in gering technisierten Arbeitsabläufen. Stroh dient als Dämmmaterial in Wänden und Decken – zumeist in Verbindung mit Lehm – als Langstroh zur Dacheindeckung oder auch zu Matten verwoben im Innenausbau. Unbehandeltes Stroh ist problemlos z.B. im Garten wiederverwertbar und kompostierbar.
Seit der maschinisierten Baustoffherstellung gibt es auch Platten und Matten aus Stroh und: Strohballen als Wärmedämmstoff.
Bauen mit Strohballen
Strohballen sind in unseren Breitengraden möglicherweise der beste Baustoff, um auf nachhaltige Weise hochwärmegedämmte und wohngesunde Häuser zu bauen. Der Vorteil von Strohballen ist die einfache Herstellung: das bei der Getreideernte anfallende Stroh, wovon ca. 20% frei verfügbar sind, ist bereits vorhanden – ohne weiteren Herstellungs- und Energieaufwand und zusätzliche Umweltbelastung. Und ohne Konkurrenz zum Lebensmittelanbau. Strohballen sind regional und in ökologischer Landwirtschaft herstellbar, lange haltbar und vollständig biologisch abbaubar.
Strohballen bieten sich ideal in Kombination mit Lehm und Holz an und warten mit einer ausgezeichneten Ökobilanz auf. Desweiteren eignen sich Strohballen für den kostengünstigen Selbstbau. Das hilft auch, Baukosten zu senken.
Aufgrund ihrer hervorragenden Ökobilanz, insbesondere der niedrigen Primärenergie- und Kohlendioxidbilanz sowie der guten Dämmeigenschaften, stellen sie eine ernste und wirtschaftliche Alternative zu „konventionellen“ Baustoffen mineralischen oder synthetisch-chemischen Ursprungs dar.
Stroh als Baustoff
In Kombination mit Holz und Lehm ist Stroh umwelt-, energie-, ressourcen- sowie klimaschonend und damit unschlagbar in punkto Nachhaltigkeit.
Kostengünstige und selbstbaufreundliche Neubauten ab ca. 1800 - 2000 €/m² Wohnfläche sind auf diese Weise möglich. Bei fachgerechter Ausführung sind die Bauten sicher vor Feuchtigkeit, Feuer, Schimmel und Schädlingen und sind dabei gesund, menschengerecht und langlebig.
Die Stroh-Holz-Kombination bietet ein hohes Potential zu Berücksichtigung soziokultureller, ästhetischer und funktionaler Aspekte des Bauens.
Damit ist diese Bauweise gegenüber Massivhausbauweisen unter Einsatz von mineralischen Bau- und Dämmstoffen mit hohem Herstellungsaufwand und all ihren Nebenwirkungen klar im Vorteil.
Baustroh
Baustroh sind landwirtschaftlich hergestellte Ballen aus unbehandeltem, naturbelassenem Getreidestroh (nach unserer Philosophie aus ökologischer Landwirtschaft) und möglichst regionaler Herkunft.
Damit diese den gesetzlichen Bestimmungen entsprechend als Baustoff, genauer gesagt als Wärmedämmstoff eingesetzt werden können, müssen sie entweder einer Norm, einer allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassung oder einer europäischen technischen Bewertung bzw. Zulassung entsprechen.
Als europaweit erstes und deutschlandweit einziges Herstellerunternehmen stellt die BauStroh GmbH, mit Sitz im norddeutschen Verden, Baustroh entsprechend der Verordnung (EU) Nr. 305/2011 – EU-BauPVO – auf der Grundlage von Europäisches Bewertungdokument (EAD) 040146-00-1201 gemäß Europäische Technische Bewertung ETA-17/0247 vom 21. Juni 2017 vom Deutschen Institut für Bautechnik (DIBt) als anerkannten Wärmedämmstoff zur Verfügung.
Mit Baustroh können hochwärmegedämmte und moderne bis zu fünfgeschossige Gebäude, die jedem Wärmedämmstandard ( EnEV, KfW, Passivhaus) entssprechen, errichtet werden.
Baustoffeigenschaften
gemäß Europäischer Technischer Bewertung ETA-17/0247Nennwert der Wärmeleitfähigkeit: λD (23/50) = 0,048 W/(m∙K) (senkrecht zur Halmrichtung)
Bemessungswertwert der Wärmeleitfähigkeit :
λR (23/50) = 0,049 W/(m∙K) (senkrecht zur Halmrichtung)
nur für Deutschland nach Entwurf VVTB für Deutschland
Rohdichte im eingebauten Zustand: 100 ± 15 kg/m3
Wasserdampf-Diffusionswiderstandszahl: μ=2
Brandverhalten/Baustoffklasse nach EN/DIN: E / normalentflammbar
Die folgenden Werte sind der Strohbaurichtlinie des Fachverband Strohballenbau Deutschland e.V. entnommenWärmedurchgangskoeffizient: u = 0,153 W/(m²*K)
(3 cm Lehm, 36 cm Stroh/Bohlenständer, 3 cm Lehm)
Feuerwiderstandsklasse: F 30-B (normalentflammbar mit > 8 mm Putz)
Luft-Schalldämmung: R´w = 43/44 dB
(bei 36cm Stroh, Bohlenständerwerk, beidseitig 1cm/einseitig 2cm)
Die Untersuchungen wurden an den staatlich anerkannten Prüfinstituten, MPA Braunschweig, FIW München und Fraunhofer Institut für Bauphysik Holzkirchen durchgeführt.
Bauweise
Strohbauweise
Baustroh ist mehr als nur ein Dämmstoff.
Baustroh übernimmt gleichzeitig die Funktion eines ausfachenden bzw. wandbildenden Baustoffs und ist ein ausgezeichneter Putzträger für Lehm- und Kalkputze. Mit Baustroh lassen sich auf einfache Weise sowohl Niedrigenergiehäuser als auch Passivhäuser errichten – umweltfreundlich und wohngesund. Baustroh kann als wärme- und schalldämmende Ausfachung in ein Holzständerwerk eingesetzt und direkt verputzt oder verkleidet werden.
Die Kosten für ein strohgedämmtes Gebäude entsprechen in etwa je nach Ausbaustandard denen von vergleichbaren Häusern anderer Bauweisen. Der Vergleich einer strohgedämmten Wandkonstruktion mit einem herkömmlich Wandaufbau hat gezeigt, dass die strohgedämmte Wand in allen nachhaltig relevanten Berechnungskriterien, wie z.B. Primärenergieeinsatz und CO2-Bilanz, um bis zum Faktor zehn und besser abschneidet.
Ein Einfamilienhaus in Strohbauweise spart bei der Herstellung soviel Primärenergie, dass davon bis zu 70 Jahren geheizt werden könnte...
Ursprünglich wurden Strohballen sogar als lasttragende "Mauersteine" eingesetzt. Hierzulande fehlen für diese Konstruktionsart noch wichtige Tauglichkeitsnachweise.
Bestens bewährt und bauaufsichtlich anerkannt, ist hierzulande die Verwendung als dämmende Ausfachung in einer Holzkonstruktion. Hierbei werden die Ballen mit einer Dicke zwischen 28 und 50 cm in ein abgestimmtes Holzbohlenständerwerk lückenlos eingebaut.
Einem fachgerecht ausgeführten Strohbauteil können Ungeziefer, Schädlinge, Feuer und Feuchte nichts anhaben. Dabei kommt das Material ohne jegliche Zusätze aus- ein Vorteil für Gesundheit und Umwelt.
Strohbau - moderne Bauweise mit Tradition
Weltweit gehören strohgedämmte Gebäude in vielen Ländern wie den USA, Kanada, Australien fast schon zum Alltag.
Hunderte von gebauten Beispielen, einige über 100 Jahre alt, beweisen: Mit dieser Bauweise lassen sich kostengünstig haltbare, gesunde, mehrgeschossige Bauten errichten. Auch in Europa, wie beispielsweise in Frankreich, England, Holland, Österreich, der Schweiz und Dänemark hat diese Bauweise mittlerweile Fuß gefasst. In Deutschland wächst seit einigen Jahren das Interesse am Strohbau. Seit Herbst 2006 sind bauaufsichtlich zugelassene Baustrohballen der Firma BauStroh GmbH bundesweit verfügbar.
Nachhaltig Bauen mit Stroh: Energieeffizienz, Ökobilanz, Klimaschutz
Mit Baustroh können bis zu fünfgeschossige Gebäude errichtet werden, die den neuesten Wärmeschutzstandards (EnEv, KfW, Passivhaus) entsprechen. Bei Einbeziehung der geringen Herstellungsenergie wird die Gesamtökobilanz vergleichbarer herkömmlicher Gebäude in der Regel weit übertroffen. Ein mit Baustroh gedämmtes Einfamilienhaus hat bis zu 70 Jahren Heizenergie „frei“ um den Energieverbrauch zu erreichen, den ein herkömmliches gedämmtes Gebäude allein für seine Herstellung benötigt hat.
Zudem speichert Stroh während des Wachstums Kohlendioxid ein und wirkt bei der Verwendung als Baustoff als Kohlendioxid-Senke und entlastet damit die Atmosphäre.
Wer sein Haus aus Stroh baut, betreibt aktiven Klimaschutz!
Die Gestaltungsmöglichkeiten sind vielfältig. Ein strohgedämmtes Gebäude gemäß der Zulassung erscheint als wetterfest verkleideter Holzbohlenständerbau mit einer Holzschalung oder direkt verputzt. Für viele Menschen geht eine besondere Faszination von den damit verbundenen rundverputzten Öffnungslaibungen und Wandecken aus. Wenn gewünscht, kann ein strohgedämmtes Haus von außen auch wie ein herkömmliches Haus aussehen.